Johann II. von Reisberg

Johann II. von Reisberg (; † 30. September 1441) war ein Salzburger Erzbischof im 15. Jahrhundert.

Biografie

Herkunft

Die Herren von Reisberg waren ursprünglich wohl steirischer Herkunft, aber seit langem wichtige Salzburger Ministerialen und stellten die Burggrafen der erzbischöflichen Burg Reisberg bei Wolfsberg im Lavanttal. Johann II. studierte in Wien, wurde in Salzburg 1403 Generalvikar und Offizial und 1405 Dompropst. Das bekannte Goldfenster in der Wallfahrtskirche von St. Leonhard bei Tamsweg, von Johann II. gestiftet, zeigt ein authentisches Porträt des Erzbischofs.

Hussitenkriege

Die Hinrichtung des böhmischen Reformators Johannes Hus 1415 hatte dessen Lehre nicht zum Erlöschen gebracht, sondern in Böhmen zu einem neuen Selbstverständnis und nationalem Selbstbewusstsein geführt. Nach schweren Niederlagen der katholischen Seite erließ der Papst eine Kreuzzugsbulle, die auch in Salzburg verkündet wurde. Erzbischof Johann stellte für den Kampf gegen die Hussiten eine eigene Söldnertruppe auf, der Wiguleius von Volkersdorf und Jörg von Nussdorf vorstanden. Nach vielen Erfolgen wurden die Hussiten schließlich 1436 bei Lipan östlich von Prag vernichtend geschlagen. Im Streit um weitere Geldmittel für den Hussitenfeldzug Albrechts V. von Österreich musste Johann II. sich 1437 verpflichten, weitere 7000 Gulden an Albrecht zu bezahlen.

Basler Konzil

Zur Vorbereitung des Basler Konzils lud Johann II. 1431 zu einer Provinzialsynode in Salzburg ein. Die Forderungen der Synode betrafen neben dem Kampf gegen die Hussiten die Bestellung von Visitatoren, die zu zahlreichen vielerorts ein geistliches Proletariat bildenden Geistlichen, das Mindestalter von 18. Jahren für Ordensangehörige, und andere Missstände der Kirche wie die Anhäufung von Ämtern, Konkubinat, Simonie, Wucher, Alkoholismus, Gewaltverbrechen und Glücksspiel. Auch die Forderung, dass ein Kleriker nicht einem geheimen Gericht (Feme) unterstellt werden könne, wurde erhoben. Das Konzil selbst endete mit einem Bruch mit Papst Eugen IV., das den Papst 1439 sogar für abgesetzt erklärte.

Letztes Schisma

Im Streit zwischen Papst Eugen IV. und Gegenpapst Amadeus von Savoyen („Felix V.“) stellte sich der Erzbischof vorsichtig auf die Seite von Felix V. und des Konzils. Zwei weitere Salzburger Provinzialsynoden 1439 und 1440 befassten sich ebenfalls mit der Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien. Das Ende des Schismas hat Johann II. nicht erlebt.

Geheime westfälische Femegerichte

Kaiser Sigmund versuchte durch den Erlass von Landfriedensgesetzen vergeblich, dem zunehmenden Fehdeunwesen entgegenzutreten. Auch Johann II. selbst war von den Femegerichten betroffen und musste Vertreter nach Westfalen entsenden und seine Position darlegen. Der gehässige Streit dauerte mit Unterbrechungen sehr lange. Erst Kaiser Friedrich III. verbot 1481 dem Salzburger Erzbischof, vor den westfälischen Geheimgerichten zu klagen und erweiterte dieses Verbot zwei Jahre später auf alle Untertanen des Fürsterzbistums.

Tod

Johann von Reisberg starb am 30. September 1441 in Salzburg und wurde in der Martinskapelle im Salzburger Dom beigesetzt. Das von ihm in der Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg gestiftete Goldfenster, das ihn im vollen Ornat darstellt, ist das älteste authentische Porträt eines Salzburger Erzbischofs.

Literatur

VorgängerAmtNachfolger
Eberhard IV. von StarhembergErzbischof von Salzburg
1429–1441
Friedrich IV. Truchsess von Emmerberg
Erzbischöfe von Salzburg (seit 1403)

Erzbischöfe und Fürsterzbischöfe
Eberhard III. von Neuhaus | Berthold von Wehingen (ernannter Gegenerzb.) | Eberhard IV. von Starhemberg | Johann II. von Reisberg | Friedrich IV. Truchsess von Emmerberg | Sigismund I. von Volkersdorf | Burkhard II. von Weißpriach | Bernhard von Rohr | Johann III. Beckenschlager | Christoph Ebran von Wildenberg (letzter gewählter Gegenerzbischof) | Friedrich V. Graf von Schaunberg | Sigmund II. von Hollenegg | Leonhard von Keutschach | Matthäus Lang von Wellenburg | Ernst Herzog von Bayern (Administrator) | Michael von Kuenburg | Johann Jakob Khuen von Belasi | Georg von Kuenburg | Wolf Dietrich von Raitenau | Markus Sittikus Graf von Hohenems | Paris Graf von Lodron | Guidobald Graf von Thun und Hohenstein | Max Gandolf von Kuenburg | Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein | Franz Anton Fürst von Harrach | Leopold Anton Freiherr von Firmian | Jakob Ernst Graf von Liechtenstein-Kastelkorn | Andreas Jakob Graf von Dietrichstein | Sigismund III. Christoph Graf von Schrattenbach | Hieronymus Graf von Colloredo (letzter regierender Fürsterzbischof)

Sigmund Christoph Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (Administrator) | Leopold Maximilian Graf von Firmian (Administrator) | Augustin Johann Joseph Gruber | Friedrich Johannes Fürst zu Schwarzenberg | Maximilian Joseph von Tarnóczy | Franz Albert Eder | Johannes Evangelist Haller | Johannes Baptist Katschthaler | Balthasar Kaltner | Ignatius Rieder | Sigismund Waitz | Andreas Rohracher letzter titul. Fürsterzbischof

Erzbischöfe
Eduard Macheiner | Karl Berg | Georg Eder | Alois Kothgasser | Franz Lackner

Normdaten (Person): GND: 1021333883 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 239730434 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Johann II. von Reisberg
KURZBESCHREIBUNG Erzbischof von Salzburg
GEBURTSDATUM 14. Jahrhundert
STERBEDATUM 30. September 1441
STERBEORT Salzburg