Jan Schur

Jan Schur (2016)
Von links nach rechts: Jan Schur, Olaf Ludwig, Jens Heppner (1989)

Jan Schur (* 27. November 1962 in Leipzig) ist ein ehemaliger deutscher Radrennfahrer.

Sportliche Laufbahn

Der Sohn der Radsportlegende Täve Schur wurde 1989 Weltmeister mit der DDR-Mannschaft im Mannschaftszeitfahren über 100 Kilometer. Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul, als er mit der Mannschaft zusammen mit Uwe Ampler, Mario Kummer und Maik Landsmann Olympiasieger im Mannschaftszeitfahren wurde. Für diesen Erfolg wurde er mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold ausgezeichnet.[1] 1987 und 1989 siegte er im Auswahlrennen Rund um Langenau.

Wie fast alle Straßenfahrer der DDR startete Schur auch auf der Bahn der Werner-Seelenbinder-Halle in Berlin. Dort gewann er die „Internationale Zweier-Mannschaftsmeisterschaft“ 1988 mit Andreas Lux als Partner.

Nach der Wende versuchte er sich bei diversen italienischen Profirennställen, ehe er seine Karriere 1994 nach einem Sportunfall beenden musste. Im Dezember 2007 gestand er in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung seine langjährige Tätigkeit als Stasi-Spitzel. Er fungierte seit 1981 unter dem Decknamen „IM Reinhold“. Seit Ende 1988 führte er nach seinen Angaben von sich aus keine informellen Gespräche mehr mit der Staatssicherheit der DDR, welche daraufhin im Jahre 1989 die Zusammenarbeit beendet habe.[2] Doping in der DDR wies er hingegen zurück. Er habe die Oral-Turinabol-Tabletten entsorgt.[3]

Familiäres

Nicht nur sein Vater war Radsportler, auch sein Bruder Gus-Erik Schur (* 1965) war einige Jahre wie er selbst für den SC DHfK Leipzig aktiv.

Berufliches

Jan Schur betrieb Ende der 1990er Jahre in Schierke ein kleines Sporthotel,[4]„Täve’s Sporthotel“ (heute „Waldschlösschen“).[5]

Von 2001 bis 2006 studierte Schur Sportwissenschaft an der Universität Leipzig. Er besitzt den Trainerschein A für Radsport. Seit 2004 ist er geschäftsführender Gesellschafter der Jan und Täve Schur GmbH.[6]

Commons: Jan Schur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Jan Schur in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Jan Schur in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)

Einzelnachweise

  1. Neues Deutschland, 12./13. November 1988, S. 4
  2. radsportnew.com vom 6. Dezember 2007: Jan Schur war „IM Reinhold“
  3. Schur gesteht Zusammenarbeit mit Stasi spiegel.de 6. Dezember 2007
  4. Berliner Zeitung vom 30. Dezember 1995: Jan Schur rekonstruiert im Harzer Wintersportort Schierke eine Herberge und benennt sie nach dem berühmten Vater: „Täve“ bekommt nun sein eigenes Hotel
  5. Multibeton: Täve's Sporthotel in Schierke (Memento vom 31. Januar 2017 im Internet Archive)
  6. JAN SCHUR. Archiviert vom Original; abgerufen am 14. Juni 2023 (Lebenslauf auf Offizieller Website). 
Olympiasieger in der Mannschaftswertung / Mannschaftszeitfahren

1912: Schweden Friborg / Lönn / Malm / Persson | 1920: Dritte Französische Republik Canteloube / Detreille / Gobillot / Souchard | 1924: Dritte Französische Republik Blanchonnet / Hamel / Wambst | 1928: Danemark Hansen / Jørgensen / Nielsen | 1932: Italien 1861 Olmo / Pavesi / Segato | 1936: Dritte Französische Republik Charpentier / Dorgebray / Lapébie | 1948: Belgien De Lathouwer / Van Roosbroeck / Wouters | 1952: Belgien Grondelaers / Noyelle / Victor | 1956: Frankreich 1946 Geyre / Moucheraud / Vermeulin | 1960: Italien Bailetti / Cogliati / Fornoni / Trapè | 1964: Niederlande Dolman / Karstens / Pieterse / Zoet | 1968: Niederlande den Hertog / Krekels / Pijnen / Zoetemelk | 1972: Sowjetunion 1955 Jardy / Komnatow / Lichatschow / Schuchow | 1976: Sowjetunion 1955 Kaminski / Pikkuus / Tschaplygin / Tschukanow | 1980: Sowjetunion 1955 Jarkin / Kaschirin / Lohwin / Schelpakow | 1984: Italien Bartalini / Giovannetti / Poli / Vandelli | 1988: Deutschland Demokratische Republik 1949 Ampler / Kummer / Landsmann / Schur | 1992: Deutschland Dittert / Meyer / Peschel / Rich

Bis zu den Olympischen Spielen 1956 wurden bei diesem Wettbewerb die Zeiten der besten drei oder vier Fahrer eines Nationalteams aus dem Einzelzeitfahren oder dem Straßenrennen zur Mannschaftswertung addiert. Der Modus wurde mehrfach verändert.

1962 Italien Maino / Zandegù / Grassi / Tagliani | 1963 FrankreichFrankreich Motte / Bidault / Béchet / Chappe | 1964 Italien Andreoli / Dalla Bona / Guerra / Manza | 1965 Italien Guerra / Dalla Bona / Denti / Soldi | 1966 Danemark Blaudzun / Hansen / Wisborg / Højlund | 1967–1969 SchwedenSchweden G. Pettersson / S. Pettersson / T. Pettersson / E. Pettersson („Fåglum-Brüder“) | 1970 Sowjetunion 1955 Jardy / Sokolow / Schuchow / Lichatschow | 1971 Belgien Van Der Linden / Hermans / Verreydt / Van Cauter | 1973 Polen 1944 Mytnik / Lis / Szozda / Szurkowski | 1974 SchwedenSchweden Filipsson / Johansson / Fagerlund / Nilsson | 1975 Polen 1944 Szozda / Nowicki / Szurkowski / Mytnik | 1977 Sowjetunion 1955 Pikkuus / Tschaplygin / Kaminski / Tschukanow | 1978 NiederlandeNiederlande Oosterbosch / Houwelingen / Bierings / Est | 1979 Deutschland Demokratische Republik 1949 Drogan / Hartnick / Boden / Petermann | 1981 Deutschland Demokratische Republik 1949 Drogan / Boden / Kummer / Ludwig | 1982 NiederlandeNiederlande Van Bindsbergen / Ducrot / Solleveld / Schipper | 1983 Sowjetunion Kaschirin / Nawolokin / Tschuschda / Sinowjew | 1985 Sowjetunion Sinowjew / Sumnikau / Klimow / Schdanow | 1986 NiederlandeNiederlande Harmeling / Talen / Cordes / de Vries | 1987 Italien Fortunato / Poli / Scirea / Vanzella | 1989 Deutschland Demokratische Republik 1949 Boden / Landsmann / Kummer / Schur | 1990 Sowjetunion Halkin / Patenka / Sotow / Markownitschenko | 1991 Italien Anastasia / Colombo / Contri / Peron | 1993 Italien Contri / Salvato / Fina / Brasi | 1994 Italien Contri / Colombo / Salvato / Andriotto

Personendaten
NAME Schur, Jan
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radsportler
GEBURTSDATUM 27. November 1962
GEBURTSORT Leipzig