Öblarner Krampusspiel

Krampusfigur (im Vordergrund) und Habergeiß (im Hintergrund) aus dem Museum Schloss Trautenfels in der Steiermark, 1950

Das Öblarner Krampusspiel ist ein traditionelles, steirisches Volksschauspiel, welches im 18. Jahrhundert vor allem der geistlichen und katholisch-religiösen Belehrung diente. Die Texte des Krampusspiels wurden erst 1989 schriftlich erfasst und bis dahin ausschließlich mündlich übermittelt. Während die Hauptvorführung alljährlich auf dem Marktplatz der Gemeinde Öblarn in der Obersteiermark stattfindet, gibt es kleinere Stubenspiele, wo Laien von Tür zu Tür ziehen und nach Einwilligung in den Höfen der Bauern auftreten.[1] Seit dem 24. September 2014 zählt das Öblärner Krampusspiel zum Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes Österreichs, das von der UNESCO-Kommission dokumentiert wird.[2]

Spielverlauf

Im Zuge des Öblarner Krampusspiels ziehen die Schauspieler in ihren zugeteilten Rollen (Schab, Jäger, Oberteufel Luzifer und seine Anhänger, Schmied, Habergeiß, der Tod und der Nikolaus) von einem Bauernhaus zum nächsten.[1] Während die in Stroh gehüllten Schab ihre Peitschen schnalzen, tritt der Jäger als erster in die Bauernstube ein und bittet um Spielerlaubnis der Bauern.[2] Nachdem der Teufel Luzifer und seinen Gesellen ihr Unheil treiben, nimmt das Spiel mit dem Auftritt des heiligen Nikolaus eine positive Wendung und belohnt schließlich die Kinder des Hofes. Obwohl es bei den meisten Volksschauspielen üblich ist, dass ausschließlich Männer mitwirken, nehmen beim Öblarner Krampusspiel zudem auch Frauen teil. Während bei den Höfen maximal zwölf Personen beteiligt sind, spielen bei der öffentlichen Veranstaltung am Marktplatz bis zu 50 Personen mit.[1]

Überlieferung

Das Öblarner Krampusspiel wurde schon im 18. Jahrhundert aufgeführt, wobei es erstmals in einer Nachricht von Erzherzog Johann schriftlich erwähnt wurde.[3] Dieser hatte 1816 einem Teil des Spiels in Schloss Gstatt zugesehen.[3] Weitergegeben wurde das Krampusspiel jahrzehntelang hauptsächlich durch mündliche Überlieferung und erst 1989 entschloss das Landschaftsmuseum Schloss Trautenfels im Zuge einer Feldforschung den Text des Spiels zu verschriftlichen.[4]

Träger

Die Interessengemeinschaft Krampusgruppe Öblarn setzt sich für die Fortführung und Konservierung der lokalen Ausprägung des Spieles ein. Dazu bietet sie neben der authentischen Aufführung weitere Aktionen an, um das Bewusstsein über das Brauchtum bei der Bevölkerung zu stärken. Die Gruppe organisiert Schnitz- und Bastelkurse sowie Ausstellungen und Vorträge.[5]

Weblinks

  • Eintrag im Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der UNESCO
  • Video zur Veranschaulichung des Ablaufs

Einzelnachweise

  1. a b c Österreichische UNESCO-Kommission: Öblarner Krampusspiel. Abgerufen am 17. Januar 2022. 
  2. a b Öblarn Marktgemeinde: Krampusgruppe Öblarn. Abgerufen am 17. Januar 2022. 
  3. a b Konrad Köstlin: Gutachterliche Äußerung zum: Öblarner Krampusspiel. In: Österreichische UNESCO-Kommission. 12. Juni 2014, abgerufen am 17. Januar 2022. 
  4. Olaf Bockhorn: Gutachten zu: Öblarner Krampusspiel. In: Österreichische UNESCO-Kommission. 1. Mai 2012, abgerufen am 17. Januar 2022. 
  5. Gert Planitzer: Bewerbungsformular zur Aufnahme zur UNESCO. In: unesco.at. 16. Juni 2014, abgerufen am 17. Januar 2022. 
Immaterielles Kulturerbe Österreichs

Internationale Verzeichnisse:

Repräsentative Liste: Bewässerung (2023) | Blaudruck (2018) | Falknerei (2016/2021) | Flößerei (2022) | Imster Schemenlaufen (2012) | Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule (2015) | Lawinenrisikomanagement (2018) | Lipizzanerzucht (2022) | Transhumanz (2019/2023) |

Register guter Praxisbeispiele: Bauhüttenwesen (2020) Regionale Handwerkszentren (2015) |

Nationales Verzeichnis:

Mündliche Traditionen: Erzählen im Montafon | Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule | Lieder der Lovara | Märchenerzählen | Österr. Gebärdensprache | Ötztaler Mundart | Ratschen in der Karwoche | Roman | Slowenische Flur- und Hofnamen in Kärnten | Vorarlberger Flurnamen

Darstellende Künste: Aberseer Schleuniger | Dürrnberger Schwerttanz | Heiligenbluter Sternsingen | Innviertler Landler | Kripperlspiel des „Steyrer Kripperl“ | Laßnitzer Volksschauspiele | Metnitzer Kinisingen | Maultrommelspiel | Öblarner Krampusspiel | Österr. Volkstanzbewegung | Passionsspiele Erl | Pinzgauer Tresterertanz | Reither Nikolausspiel | Rudentanz in Sierning | Sternsingen im Villgratental | Traunkirchner Mordsgschicht | Wiener Dudler

Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste: Anklöpfeln in Stans | Aperschnalzen im historischen Rupertiwinkel | Aufstellen und Besuch der Landschaftskrippen im Salzkammergut | Bergfeuer Ehrwald | Bleiberger Knappenkultur | Blochziehen in Fiss | Ebenseer Fetzenzug | Ebenseer Glöcklerlauf | Fasnacht Imst–Schemenlauf | Fasnacht Nassereith–Schellerlaufen | Festbrauch der Bürger- und Schützengarden des Bezirkes Murau | Funkensonntag | Freiungsaustragen beim Maxlaun in Niederwölz | Gasteiner Perchten | Gauderfest in Zell am Ziller | Heiliggrab-Bruderschaft Pfunds | Hundstoaranggeln | Kranzelreiten zu Weitensfeld | Lichtbratlmontag in Bad Ischl | Liebstattsonntag in Gmunden | Mullen und Matschgern | Murauer Faschingrennen | Neustifter Kirtag | Perchtoldsdorfer Hütereinzug | Perlåggen im Tiroler Oberland und im Raum Innsbruck | Ratschen in der Karwoche | Sakramentsgarden in Tirol | Salzburger Festschützenwesen | Samsontragen | Scheibenschlagen | Stille Nacht | Telfer Schleicherlaufen | Verein „Nebenleistung“ | Vereinigte zu Tamsweg | Widderprozession nach Obermauern | Wiener Kaffeehauskultur | Windischgarstner Niglo-Umzug | Wirlinger Böllerschützen | Wissen um die Lipizzanerzucht | Zachäussingen in Zirl

Umgang mit der Natur: Dreistufenlandwirtschaft im Bregenzerwald | Falknerei | Heilwissen der PinzgauerInnen | Transhumanz – Schaftriebe in den Ötztaler Alpen | Salzkammergut Vogelfang | Wissen um die Flößerei auf der Oberen Drau | Wissen um die Haselfichte als Klangholz | Wissen um die Lipizzanerzucht | Wissen um Standorte, Ernten und Verarbeiten des punktierten Enzians | Wissen um traditionellen Samenbau und Saatgutgewinnung

Traditionelle Handwerkstechniken: Apothekeneigene Hausspezialitäten | Bauhüttenwesen | Bodensee-Radhaube in Laméspitze | Burgenländischer Indigo-Handblaudruck | Die Erzeugung der Mollner Maultrommel | Ferlacher Büchsenmacher | Hinterglasmalerei in Sandl | Klöppelei in Salzburg | Köhlerei | Korbmachen | Lesachtaler Brotherstellung | Mühlviertler Handblaudruck | Ofen- und Kaminmaurerei im Burgenland | Österr. Sensenschmieden | Pecherei in Niederösterreich | Pechölbrennen im östlichen Mühlviertel | Ratschen in der Karwoche | Schmieden in Ybbsitz | Trattenbacher Taschenfeitel-Erzeugung

Welterbestätten: Kulturlandschaft Hallstatt–Dachstein/Salzkammergut | Semmeringbahn | Stadt Graz – Historisches Zentrum und Schloss Eggenberg

Global Geoparks: Steirische Eisenwurzen

Immaterielles Kulturerbe: Apothekeneigene Hausspezialitäten | Falknerei | Festbrauch der Bürger- und Schützengarden des Bezirkes Murau | Freiungsaustragen beim Maxlaun in Niederwölz | Köhlerei | Korbmachen – Flechtkunst mit Weiden, Stroh und gespaltenem Holz | Laßnitzer Volksschauspiele | Märchenerzählen | Maultrommelspiel in Österreich | Murauer Faschingrennen | Öblarner Krampusspiel | Österr. Gebärdensprache | Österr. Volkstanzbewegung | Österr. Sensenschmieden | Ratschen in der Karwoche | Samsontragen im Lungau und Bezirk Murau | Stille Nacht – das Lied zur Weihnacht | Wissen um die Lipizzanerzucht | Wissen um traditionellen Samenbau und Saatgutgewinnung