Paul Mündner

Paul Mündner
Zur Person
Spitzname Paule
Geburtsdatum 27. November 1872
Sterbedatum 8. August 1934
Nation Deutschland
Disziplin Straßenradsport, Bahnradsport
Verein(e) / Renngemeinschaft(en)
RV Sport
Wichtigste Erfolge
Nationale Meisterschaften
1895: Deutscher Meister im Steherrennen
Paul Mündner
Die ersten Sechs der Distanzfahrt Wien-Berlin 1893, v. l. n. r.: Mündner (6.), C. Andersen (4.), Georg Sorge (2.), Josef Fischer (1.), Franz Gerger (3.), Max Reheis (5.)

Paul Mündner (* 27. November 1872 in Fraustadt, Provinz Posen (Wschowa, Polen); † 8. August 1934 in Berlin[1]) war ein deutscher Radrennfahrer und Zirkusartist.

Radsport-Laufbahn

1893 gewann Paul Mündner, Mitglied des Berliner Vereins RV Sport, das Rennen Maastricht-Nijmegen-Maastricht. Im selben Jahr startete er bei der Distanzradfahrt Wien–Berlin und belegte Rang sechs. Anschließend wurde er Profi-Radrennfahrer und wechselte auf die Bahn. 1895 errang er den Titel des deutschen Meisters im Steherrennen. Am 13. Juli im selben Jahr fuhr Mündner ein Rennen gegen die Belgierin Hélène Dutrieu, das er gewann, war aber anschließend voll des Lobes für seine Kontrahentin. Nach anderen Quellen ließ er seine Kontrahentin aus Höflichkeit gewinnen.[2] 1896 wurde er Vize-Europameister der Steher, hinter dem Franzosen Lucien Lesna und 1896 Dritter der deutschen Meisterschaft. Zudem war er ein gefragter Tandem-Fahrer, unter anderen mit August Habich und Emanuel Kudela. Weiterhin war er als Eisschnellläufer aktiv.[3]

„Paule“ Mündner, der im westlichen Ausland, aber auch in Russland Rennen fuhr, war in Berlin ein Publikumsliebling. Er war bekannt für seinen Humor, aber auch für seine modische Kleidung, „schneidig vom Gipfel des Hutes bis herab zu den Spitzen der Lackstiefel“. Auch bei seinen Sporttrikots war er wählerisch, denn „seine Sweater zeichneten sich stets durch Akkuratesse und geschmackvolle Farben aus, und kein anderer Rennfahrer besass ein so elegantes Hüfttuch aus schwerer Seide mit goldenem Riesenmonogramm, wie er“.[4] Seine radsportliche Laufbahn beendete er zu Beginn des Jahres 1905.[5]

Auch sein Bruder Otto war ein bekannter Radrennfahrer, für den Paul Mündner bei Straßenrennen als Schrittmacher fungierte.

Im Zirkus

1902 beendete Mündner seine Karriere als Leistungssportler und ging als Artist zum Zirkus: „Er ist der berühmte Schleifenfahrer im Zirkus Busch, der das haarsträubende Experiment ausführt, mit seinem Rade zum Schluss der Schleifenfahrt einen 30 Fuß breiten Abgrund zu überspringen.“[4][6] Dabei übersprang Mündner mitunter nicht nur über einen „Abgrund“, sondern auch über sechs Elefanten. Mündner hatte die Elefanten in den Trick eingebaut, um die „Schleifenfahrt“ zu variieren, da seine frühere Radsport-Kontrahentin Hélène Dutrieu in Großbritannien ein Patent auf diesen Trick und ihn auf 32.000 Mark Schadenersatz verklagt hatte. Schließlich verunglückte er bei einer seiner Vorführungen schwer und beendete seine Zirkus-Karriere.[3]

Literatur

  • Kurt Graunke/Walter Lemke/Wolfgang Rupprecht: Giganten der Landstraße von einst bis heute. Geschichte der deutschen Profi-Straßenradrennfahrer. München 1993. ISBN 3-9803273-0-2

Weblinks

  • Paul Mündner in der Datenbank von Radsportseiten.net

Einzelnachweise

  1. StA Charlottenburg II, Sterbeurkunde Nr. 389/1934
  2. Hans Borowik: 300 Rennfahrer in einem Band. Deutscher Schriftenverlag, Berlin 1937, S. 38. 
  3. a b Walter Euhus, Michael Mertins: "Das Unglaubliche wird Ereignis". In: Der Knochenschüttler. Zeitschrift für Liebhaber historischer Fahrräder. Heft 42. 1/2008. S. 7–8
  4. a b Sport-Album der Rad-Welt 1903, Berlin 1904. S. 64–65
  5. Interessengemeinschaft Radsport (Hrsg.): Der Radsport. Nr. 19/20/1948. Sportdienst Verlag Zademack und Noster, Köln 1948, S. 2. 
  6. circusmuseum.nl (Memento vom 13. Oktober 2014 im Internet Archive)

1892 Oskar Breitling | 1895 Paul Mündner | 1896 Josef Fischer | 1897 Fritz Opel | 1898 Alfred Köcher | 1905, 1911, 1912 Peter Günther | 1906 Anton Huber | 1907, 1908 Thaddäus Robl | 1909 Arthur Stellbrink/Werner Krüger | 1910 Richard Scheuermann | 1913, 1915 Gustav Janke/Werner Krüger | 1914, 1919, 1924 Karl Saldow | 1916–1917 nicht ausgetragen | 1918 Franz Krupkat | 1920, 1921, 1926 Karl Wittig | 1922 Paul Thomas | 1923 Jean Rosellen/Willi Heßlich | 1925 Karl Saldow/Christian Junggeburth | 1927, 1929, 1931 Walter Sawall/Emil Meinhold | 1930 nicht ausgetragen | 1931 Erich Möller/Léon Didier | 1933, 1939 Erich Metze | 1935, 1936, Erich Metze/Maurice Ville | 1934 Erich Metze/Karl Saldow | 1937 Adolf Schön/Jupp Merkens | 1938, 1944 Walter Lohmann | 1939 Erich Metze/Willi Heßlich | 1940 Toni Merkens/Arnulf Meinhold | 1941 Walter Lohmann/Jupp Merkens | 1942, 1950 Erich Bautz/Jupp Merkens | 1943 Walter Lohmann/Arnulf Meinhold | 1946, 1948, 1949 Walter Lohmann/Constant Ceurremans | 1947 Jean Schorn/Jupp Merkens | 1950 Erich Bautz/Jupp Merkens | 1951–1953 Walter Lohmann/Georges Grolimund | 1954 Karl Kittsteiner/Fritz Erdenberger | 1955, 1957 Valentin Petry/Otto Faltin | 1956 Heinz Jakobi/Emile Vandenbosch | 1957 Valentin Petry/Johannes Käb | 1958, 1959 Heinz Jakobi/Kurt Schindler | 1960, Karl-Heinz Marsell/Werner Schmidt | 1961 Karl-Heinz Marsell/August Meuleman | 1963 Karl-Heinz Marsell/Albertus de Graaf | 1962 Joachim Holz/Werner Schmidt | 1964 Horst Staudacher/Werner Schmidt | 1965, 1966 Ehrenfried Rudolph/Otto Faltin | 1968, 1969 Ehrenfried Rudolph/Bruno Walrave | 1970–1974 nicht ausgetragen | 1975 Dieter Kemper/Norbert Koch | 1976 Dieter Kemper/Dieter Durst | 1977 nicht ausgetragen | 1978 wegen Dopings annulliert | 1979 Wilfried Peffgen/Dieter Durst | 1980–1981 nicht ausgetragen | 1982 Werner Betz/Ernst Graf | 1983 nicht ausgetragen | 1984, 1985 Werner Betz/Dieter Durst | 1986–1987 nicht ausgetragen | 1988 Werner Betz | 1989 Torsten Rellensmann/Manfred Schmadtke | 1990, 1991 nicht ausgetragen | 1992 Roland Günther/Dieter Durst | 1993, 1994, 1995 Carsten Podlesch/Dieter Durst | 1996 Torsten Rellensmann/Christian Dippel | 1997 Stefan Schmitz/Manfred Schmadtke | 1998 Carsten Podlesch/Christian Dippel | 1999 Andreas Kappes/Dieter Durst | 2000, 2001, 2002 Carsten Podlesch/Bruno Walrave | 2003, 2004 Stefan Klare/Christian Dippel | 2005, 2006 Carsten Podlesch/Helmut Baur | 2007 Jan Eric Schwarzer/Christian Dippel | 2008 Timo Scholz/Peter Bäuerlein | 2009 Mario Vonhof/Dieter Durst | 2010 Marcel Möbus/Helmut Baur | 2011, 2012, 2013 Florian Fernow/Peter Bäuerlein | 2014, 2015, 2016, 2017 Stefan Schäfer/Peter Bäuerlein | 2018 Franz Schiewer/Gerd Gessler | 2019, 2021 Christoph Schweizer/André Dippel 2020, 2022 Daniel Harnisch/Peter Bäuerlein | 2023 Robert Retschke/Holger Ehnert

Deutsche Meister bis 1992 Profis, danach "open". Wenn bekannt, mit Angabe der Schrittmacher

Normdaten (Person): Wikipedia-Personensuche | Kein GND-Personendatensatz. Letzte Überprüfung: 5. März 2019.
Personendaten
NAME Mündner, Paul
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radrennfahrer und Zirkusartist
GEBURTSDATUM 27. November 1872
GEBURTSORT Fraustadt
STERBEDATUM 8. August 1934
STERBEORT Berlin