Martín Emilio Rodríguez

Martín Emilio Rodríguez
Martín Emilio Rodríguez (1975)
Martín Emilio Rodríguez (1975)
Zur Person
Vollständiger Name Martín Emilio Rodríguez Gutiérrez
Spitzname Cochise
Geburtsdatum 14. April 1942
Nation Kolumbien Kolumbien
Disziplin Bahn (Ausdauer) / Straße
Karriereende 1980
Internationale Team(s)
1972
1973–1975
Salvarani
Bianchi-Campagnolo
Wichtigste Erfolge
UCI-Bahn-Weltmeisterschaften der Amateure
1971 Regenbogentrikot – Einerverfolgung
Giro d’Italia
1973 eine Etappe
1975 eine Etappe
Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2021

Martín Emilio „Cochise“ Rodríguez Gutiérrez (* 14. April 1942 in Medellín) ist ein ehemaliger kolumbianischer Radrennfahrer, der Rennen auf Straße und Bahn bestritt. Auf der Bahn war er Spezialist für die Verfolgung; 1971 wurde er Amateur-Weltmeister in der Einerverfolgung und damit erster Radsport-Weltmeister seines Landes und Lateinamerikas.[1][2] Er gilt als Kolumbiens erfolgreichster Radrennfahrer des 20. Jahrhunderts.

Sportliche Laufbahn

Martín Emilio Rodríguez stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Als er wenige Tage alt war, starb sein Vater. Mit dem Verkauf von Limonade und Zeitungen und der Auslieferung von Medikamenten mit dem Fahrrad musste er schon früh seine alleinerziehende Mutter unterstützen. Im Alter von 15 Jahren begann er mit dem Radsport, anfangs auf einem Damenfahrrad.[2][3]

Im Jahre 1958 bestritt Rodríguez sein erstes Rennen.[2] Bei späteren Radrennen startete er zunächst als Amateur. 1961 wurde er Zweiter des erstmals ausgetragenen Clásico RCN, 1962 belegte er Rang zwei in der Gesamtwertung der Vuelta a Colombia. Im Jahr darauf gewann er diese beiden Rundfahrten. Insgesamt gewann er die Vuelta a Colombia im Laufe seiner Karriere viermal (1963, 1964, 1966 und 1967), die venezolanische Rundfahrt Vuelta al Táchira dreimal (1966, 1968, 1971). 1965 wurde er zudem kolumbianischer Meister im Straßenrennen. 1967 belegte Cochise Rodriguez Rang zwei bei der Vuelta Mexico. Auch errang er mehrere Medaillen bei verschiedenen kontinentalen Sportspielen: So gehörte er 1961 zu dem Team, das bei den Juegos Bolivarianos das Mannschaftszeitfahren gewann. 1966 siegte er bei den Zentralamerika- und Karibikspielen im Straßenrennen sowie im Mannschaftszeitfahren, 1970 erneut im Mannschaftszeitfahren. Zwischen 1961 und 1971 errang er bei diesen Sportspielen acht Goldmedaillen in der Einerverfolgung auf der Bahn, darunter zweimal bei den Panamerikaspielen (1967 und 1971). 1967 stellte er in Winnipeg zudem einen neuen panamerikanischen Rekord (4:58,31 Minuten) in der Verfolgung über 4000 Meter auf.[2]

1964 und 1968 startete Rodríguez bei den Olympischen Spielen im Straßenrennen wie in der Einerverfolgung; bei seiner zweiten Teilnahme 1968 belegte er in beiden Disziplinen Platz neun. 1971 wurde er im italienischen Varese Weltmeister der Amateure in der Verfolgung mit einer neuen Weltrekordzeit von 4:53:98 Minuten. Am 7. Oktober 1971 verbesserte er den bestehenden Amateur-Stundenweltrekord von Jacques Anquetil auf 47,566 Kilometer.[1] Sein nächstes Ziel waren die Olympischen Spiele 1972 in München. Dem IOC wurden jedoch Fotos zugespielt, auf denen Rodriguez ein Trikot mit Werbung trug. Dieses Trikot trug den Namen des Sponsors, der die Vorbereitungen des Stundenweltrekords des dänischen Radrennfahrers Ole Ritter finanzierte, und Rodriguez unterstützte Ritter im Training. Daraufhin wurde er von einem Start in München ausgeschlossen, da er kein Amateur mehr sei.[2] Aus dieser Zeit ist das bekannteste Zitat von Rodriguez überliefert: „In Kolumbien sterben mehr Leute an Neid als an Krebs.“[4]

Daraufhin wurde Martín Emilio Rodríguez Profi und startete drei Jahre lang für das italienische Team Bianchi. 1973 gewann er gemeinsam mit Felice Gimondi den Trofeo Baracchi. 1973 sowie 1975 entschied er jeweils eine Etappe des Giro d’Italia für sich. Das Rennen Giro delle Marche konnte er 1974 gewinnen. 1975 nahm er als erster Lateinamerikaner an der Tour de France teil und wurde 27. der Gesamtwertung.[1]

Nach seinem einzigen Start bei der Tour ging Rodríguez, später Vater von drei Kindern, auf Wunsch seiner damals schwangeren Frau nach Kolumbien zurück und startete bis 1980 als Amateur weiterhin bei Radrennen in seiner Heimat.[1]

Berufliches

Nach dem endgültigen Ende seiner Sportkarriere wurde Martín Emilio Rodríguez mit verschiedenen Ämtern betraut: So wurde er 1983 von Präsident Belisario Betancur zum kolumbianischen Kulturattaché in Italien ernannt. Von 2008 bis 2011 fungierte er als Berater der Stadt Medellín. Zu Beginn der 2010er Jahre befand er sich in finanziellen Schwierigkeiten. Er hatte auf die Zahlung seiner Rente verzichten müssen, da er einen besser dotierten Vertrag mit Coldeportes, der staatlichen kolumbianischen Sportförderung, hatte. Da er die Erwartungen von Coldeportes nicht erfüllte, wurden die Gehaltszahlungen an ihn gestoppt.[2] Wegen dieser Probleme habe „der große Cochise“ seinen „Humor verloren“, so die spanische Webseite KienyKe.com.[5]

Ehrungen

1967, 1968, 1970 und 1971 wurde Martín Emilio Rodríguez „Sportler des Jahres“ von Kolumbien.[1] 1999 wurde er zum „Kolumbianischen Sportler des Jahrhunderts“ gewählt. In seiner Heimatstadt Medellín wurde die dortige Radrennbahn zu seinen Ehren „Velódromo Martín Emilio Cochise Rodríguez“ genannt.

Spitzname

Dene Spitznamen „Cochise“ erhielt Rodríguez in seiner Jugend, weil er ein Fan des Films Der gebrochene Pfeil war, der vom Schicksal der Apachen unter ihrem Häuptling Cochise erzählt.[6] 2011 wurde der Spitzname „Cochise“ offiziell in seinen Ausweis eingetragen.[2]

Erfolge

„Cochise“ Rodríguez gibt Autogramme bei der Vuelta a Colombia 2012

Straße

1961
1962
1963
1964
1965
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
1973
1975
1976
1979

Bahn

1961
1962
1965
1967
1969
1970
1971

Weblinks

Commons: Martín Emilio Rodríguez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Martín Emilio Rodríguez in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Martín Emilio Rodríguez in der Datenbank von ProCyclingStats.com
  • Martín Emilio Rodríguez in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Martín Emilio 'Cochise' Rodríguez, todo un personaje en Colombia. In: eluniversal.com.co. Abgerufen am 5. April 2019 (spanisch). 
  2. a b c d e f g Echoes' Cycling Biography #7 : Martin Emilio 'Cochise' Rodriguez Gutierrez. In: Velorooms. 13. März 2014, abgerufen am 6. April 2019. 
  3. „Todos hemos hecho historia“: Cochise Rodríguez. In: El Espectador. Abgerufen am 5. April 2019 (spanisch). 
  4. Ricardo Silva Romero: Morirse de envidia (Ayuntamiento, Oslo). In: El Pais. 14. Dezember 2016, abgerufen am 6. April 2019 (spanisch). 
  5. “Cochise” desesperado por su ruina económica. In: kienyke.com. 6. August 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. April 2019; abgerufen am 6. April 2019 (spanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kienyke.com 
  6. Jesús Miguel de la Hoz: Me hubiera gustado competir en esta época: Cochise. 3. August 2015, abgerufen am 5. April 2019 (spanisch). 
Weltmeister in der Einerverfolgung (Amateure)

1946 Roger Rioland | 1947 Arnaldo Benfenati | 1948, 1953 Guido Messina | 1949 Knud E. Andersen | 1950 Sydney Patterson | 1951 Mino De Rossi | 1952 Piet van Heusden | 1954 Leandro Faggin | 1955, 1958 Norman Sheil | 1957 Carlo Simonigh | 1959 Rudi Altig | 1960 Marcel Delattre | 1961 Henk Nijdam | 1962 Kaj E. Jensen | 1963 Jean Walschaerts | 1964–66 Tiemen Groen | 1967 Gert Bongers | 1968 Mogens Frey | 1969, 1970 Xaver Kurmann | 1971 Martín Emilio Rodríguez | 1973 Knut Knudsen | 1974 Hans Lutz | 1975 Thomas Huschke | 1977 Norbert Dürpisch | 1978, 1981, 1982 Detlef Macha | 1979 Nikolai Makarow | 1983 Wiktor Kupowez | 1985, 1986, 1989 Wjatscheslaw Jekimow | 1987 Gintautas Umaras | 1990 Jewgeni Bersin | 1991 Jens Lehmann

Anschließend wurde die Trennung zwischen Profis und Amateuren aufgehoben, weitere Resultate s. Weltmeister in der Einer-Verfolgung. Ab 1976 fand in Olympia-Jahren der Wettbewerb nicht statt.

1954 Efraín Forero | 1961 Mario Escobar | 1964 Pablo Hernández | 1965 Martín Emilio Rodríguez | 1966 Aníbal Ricardo | 1967 Luis Alfonso Galvis | 1968 Jairo Grijalba | 1969 Augusto Estrada | 1975 Héctor Mayorga | 1976 Luis Enrique Murillo | 1977 Abelardo Ríos | 1978 Juan Morales | 1979 Julio Rubiano | 1981 Carlos Jaramillo | 1984 Néstor Mora | 1985 Fabio Parra | 1986 Abelardo Rondón | 1987–1989 Reynel Montoya | 1990 William Pulido | 1991, 1992 Jorge Leon Otálvaro | 1993 Federico Muñoz Fernandez | 1994 Luis Alberto Gonzalez Gallego | 1995 Efraim Rico Lizarazo | 1996 Celio Roberto Roncancio | 1997 José Castelblanco | 1998 Edward Johny Ruiz | 1999 César Goyeneche Acuna | 2000 Héctor Valenzuela | 2001 Daniel Rincón | 2002 John Freddy García | 2003 Élder Herrera | 2004 Israel Ochoa | 2005, 2013 Walter Pedraza | 2006 Alejandro Cortés | 2007 Giovanni Chacón | 2008 Darwin Atapuma | 2009 Óscar Álvarez | 2010 Félix Cárdenas | 2011 Weimar Roldán | 2014 Miguel Ángel Rubiano | 2015 Robinson Chalapud | 2016 Edwin Ávila | 2017, 2018 Sergio Henao | 2019 Óscar Adalberto Quiroz | 2020, 2022 Sergio Higuita | 2021 Aristóbulo Cala | 2023 Esteban Chaves | 2024 Alejandro Osorio

Personendaten
NAME Rodríguez, Martín Emilio
ALTERNATIVNAMEN Gutiérrez Rodríguez, Martín Emilio (vollständiger Name); Rodríguez, Cochise (Spitzname)
KURZBESCHREIBUNG kolumbianischer Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 14. April 1942
GEBURTSORT Medellín