Portugiesisch-spanische Beziehungen

Portugiesisch-spanische Beziehungen
Lage von Portugal und Spanien
Portugal SpanienSpanien
Portugal Spanien
Die portugiesischen und spanischen Ministerpräsidenten António Costa und Pedro Sánchez sowie der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und König Felipe VI. von Spanien (2020)

Die Portugiesisch-spanischen Beziehungen sind das zwischenstaatliche Verhältnis zwischen den Staaten Portugal und Spanien. Beide Länder entstanden im Zeitalter der Reconquista auf der Iberischen Halbinsel als unabhängige Nationen. Beide Länder waren bedeutende Kolonialmächte in Übersee, weshalb Portugiesisch und Spanisch heute auch außerhalb der Iberischen Halbinsel gesprochen wird (vorwiegend in Lateinamerika). In der Kolonialzeit konkurrierten und kooperierten beide Staaten und waren während der Iberischen Union (1580–1640) kurzzeitig vereint, bevor eine Revolte in Portugal die Union beendete. Auch danach blieben die Geschichten beider Länder eng verbunden und im frühen 21. Jahrhundert bestehen freundschaftliche Beziehungen zwischen ihnen. Es besteht ein enger Austausch zwischen den beiden Nachbarn im Bereich Kultur, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Diplomatie. Die gemeinsame Grenze zwischen Portugal und Spanien ist knapp 1200 Kilometer lang und die älteste Grenze zwischen zwei europäischen Staaten und die längste innerhalb der EU. Für Portugal stellt sie die einzige Grenze zu einem anderen Staat dar, was der Kooperation mit Spanien entscheidende Bedeutung verleiht.

Spanien und Portugal sind gemeinsam Teil der Europäischen Union, der NATO, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Union für den Mittelmeerraum, des Europarats und vieler weiterer internationaler Organisationen. Seit 1983 werden regelmäßig Iberische Gipfeltreffen abgehalten.

Geschichte

Frühgeschichte

Knapp 3000 v. Chr. migrierten die Iberer von Nordafrika aus auf die Iberische Halbinsel und vermischten sich ab ca. 1000 v. Chr. mit den Kelten, woraus die Keltiberer entstanden. Die Iberische Halbinsel wurde von den Phöniziern, den Griechen und den Karthagern beeinflusst, bevor die Iberische Halbinsel von den Römern 197 v. Chr. in die Provinzen Hispania citerior und Hispania ulterior aufgeteilt wurde. Der Stamm der Lusitaner aus dem heutigen Portugal leistete den Römern bis zur Vernichtung von Numantia 133 v. Chr. hartnäckigen Widerstand. Danach kehrte ein längerer Frieden ein und die Bevölkerung wurde romanisiert, wobei die heutigen Sprachen und Dialekte in Iberien (mit Ausnahme des Baskischen) auf dem Latein der Römer beruhen. Die um das Jahr 0 gebildete Provinz Lusitania entsprach in etwa dem Süden des heutigen Portugals. Mit dem Niedergang des Weströmischen Reiches und den Völkerwanderungen fielen im 5. Jahrhundert germanische Stämme wie Sueben, Alanen und Westgoten auf der Iberischen Halbinsel ein und die römische Periode endete. Die Sueben und ihr Königreich der Sueben dominierte den Nordwesten Iberiens, bevor sie von den Westgoten besiegt und ihr Königreich in das Westgotenreich eingegliedert wurde. Angeführt vom zum Islam konvertierten Berber Tāriq ibn Ziyād wurde fast die gesamte Iberische Halbinsel im 8. Jahrhundert von den Mauren erobert und das Westgotenreich zerschlagen. Lediglich im bergigen Norden überlebten die Reste der christlichen Armeen unter der Führung des westgotischen Adligen Pelayo, dessen Königreich Asturien den Widerstand gegen die muslimische Herrschaft begann.[1]

  • Iberische Stämme 300 v. Chr.
    Iberische Stämme 300 v. Chr.
  • Provinz Lusitanien im Römischen Reich
    Provinz Lusitanien im Römischen Reich
  • Westgotenreich und Reich der Sueben
    Westgotenreich und Reich der Sueben

Entstehung Portugals im Mittelalter

Durch Teilungen und Rückeroberungen entstanden bis ins 11. Jahrhundert eine Reihe von christlichen Staaten auf der Iberischen Halbinsel, die allerdings nicht als Einheit auftraten. Eine spanische oder portugiesische Nation gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die erste Grafschaft Portucale entstand 868 um Porto durch die Eroberungen von Vímara Peres, welche Asturien unterstand. 1071 wurde eine Revolte des letzten Grafen von Portucale, Nuno Mendes, gegen den 1065 zum König von Galicien und Portugal ernannten Garcia niedergeschlagen. Alfons X. übergab die Grafschaft Portugal 1096 an Heinrich von Burgund, der Theresia von León heiratete, die uneheliche Tochter Alfons’ VI. 1139 ließ sich Heinrichs Sohn Alfons I. nach dem Sieg gegen die Araber in der Schlacht von Ourique zum König ausrufen, nachdem er schon vorher dem König von León die Treue verweigert hatte. Im Jahre 1143 erkannte das Königreich León die Unabhängigkeit Portugals nach dem Sieg der Portugiesen in der Schlacht von Valdevez mit dem Vertrag von Zamora an. Dadurch wurde Portugal als eigenständiges Königreich mit eigenem Monarchen anerkannt. Die Portugiesen können in der Folge ihre Grenzen nach Süden ausdehnen und 1147 Lissabon von den Mauren erobern.[1] Bis Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Algarve im Süden erreicht und Portugal erhielt im Groben seine moderne Form. Unter König Dionysius erlebte Portugal einen wirtschaftlichen Aufschwung und die Universität Lissabon wurde gegründet. Er führte auch das Portugiesische als Rechts- und Gerichtssprache ein. Die portugiesische Eigenständigkeit und Identität wurde dadurch gestärkt.[2] Dionysiusstellte auch die erste portugiesische Marine auf, was die Grundlage für das spätere maritime Imperium der Portugiesen schuf. Die frühe Konsolidierung Portugals ermöglichte damit die spätere koloniale Expansion Portugals. Diese erfolgt noch vor Abschluss der spanischen Reconquista und der Einigung Spaniens 1516.

Mit Ferdinand I. starb 1383 der letzte Angehörige aus dem Haus Burgund und die Kastilier erhoben Ansprüche auf den portugiesischen Thron. Die Portugiesen rebellierten dagegen und setzten Johann I., den unehelichen Sohn eines früheren Königs auf den Thron, der das Haus Avis begründet. Der darauf folgende Krieg mit Kastilien dauerte zwei Jahre, und die portugiesische Unabhängigkeit wurde nach der entscheidenden Niederlage der Kastilier in der Schlacht von Aljubarotta 1385 gesichert. Johann schloss mit den Vertrag von Windsor (1386) ein Bündnis mit dem Königreich England, das ihn schon in der Schlacht von Aljubarotta unterstützt hatte, was in der Folgezeit die Unabhängigkeit Portugals absicherte.[2][1]

  • Muslimische Eroberung Iberiens
    Muslimische Eroberung Iberiens
  • Grafschaft Portugal (1007)
    Grafschaft Portugal (1007)
  • Iberische Halbinsel (1144)
    Iberische Halbinsel (1144)

Kolonialzeitalter

Der Aufbau eines portugiesischen Kolonialreiches begann 1415 mit der Einnahme von Ceuta in Nordafrika. Im Laufe des 15. Jahrhunderts baute Portugal immer größere Schiffsflotten und begann unter dem Einfluss von Pionieren wie Heinrich dem Seefahrer die Welt außerhalb Europas zu erforschen. Kastilien folgte diesem Beispiel Jahrzehnte später. In Asien und nach der Entdeckung Amerikas 1492 auch in Amerika konkurrierte Portugal mit Kastilien um Einfluss und die Kontrolle über Handelsrouten. Nach der ersten spanischen Reise von Christoph Kolumbus in die Karibik im Jahr 1492 begannen beide Staaten mit dem Erwerb von Gebieten in der Neuen Welt. Der Vertrag von Tordesillas (1494) teilte die Neue Welt zwischen Portugal und Kastilien auf. Infolge des Vertrags von 1494 erwarb Portugal seine potenziell wichtigste Kolonie, Brasilien (einen Großteil des südamerikanischen Kontinents), sowie eine Reihe von Besitzungen in Afrika und Asien, während Kastilien den Rest Südamerikas und einen Großteil des nordamerikanischen Kontinents sowie eine Reihe von Besitzungen in Afrika, Ozeanien und Asien, darunter die wichtige Kolonie der Philippinen, erhielt. Diese Demarkationslinie lag etwa auf halber Strecke zwischen den Kapverdischen Inseln (die bereits portugiesisch waren) und den Inseln, die Kolumbus auf seiner ersten Reise für Kastilien beanspruchte. Obwohl der Vertrag von Tordesillas eine Klärung ihrer Reiche anstrebte, waren noch viele weitere Verträge erforderlich, um die modernen Grenzen Brasiliens festzulegen, und der Vertrag von Saragossa von 1529 war notwendig, um die asiatischen Besitzungen abzugrenzen.[3]

  • Aufteilung der Welt durch Spanien und Portugal
    Aufteilung der Welt durch Spanien und Portugal
  • Spanische Kolonien
    Spanische Kolonien
  • Portugiesische Kolonien
    Portugiesische Kolonien

Iberische Union

Hauptartikel: Iberische Union

Nach der Einigung der Königreiche von Kastilien und Aragonien zu Beginn des 16. Jahrhunderts kamen Pläne auf, die gesamte iberische Halbinsel unter einem Herrscher zu vereinigen. Im Jahr 1578 starb König Sebastian von Portugal in der Schlacht von Alcácer Quibir. Da er keine Erben hatte, wurde sein Großonkel Heinrich von Portugal sein Nachfolger, der bis zu seinem Tod (31. Januar 1580) regierte. Auch Heinrich hatte keine Erben und sein Tod löste eine Thronfolgekrise aus, bei der Philipp II. von Spanien und António von Crato die Hauptanwärter auf den Thron waren. Nach dem spanischen Sieg im Portugiesischen Erbfolgekrieg wurde Philipp von Spanien 1581 zum König gekrönt, womit eine Personalunion zwischen den beiden Nationen begann, die als Iberische Union bekannt wurde.[1] Beide Reiche waren damit zwar unter einem Herrscher vereint, blieben jedoch administrativ und verwaltungstechnisch getrennt. Das portugiesische Kolonialreich erlebte unter den spanischen Habsburgern einen Niedergang, auch da die historische Allianz Portugals mit Englands durch die Union gestört wurde. Auf den Weltmeeren geriet Portugal gegenüber den Niederländern in Bedrängnis, z. B. in Brasilien. Als die Spanier versuchten, die Macht innerhalb der Union zu zentralisieren, kam es zum Restaurationskrieg und Johann IV. aus dem Haus Braganza wurde 1640 vom portugiesischen Adel zum König gewählt. Mit verlustreichen Schlachten im Grenzland versuchte Spanien seine Herrschaft über Portugal wiederherzustellen, musste im Frieden von Lissabon (1668) allerdings das Haus Braganza als Könige des Nachbarn anerkennen.[4]

  • Iberische Union (1640) Gebiete Spaniens (rot) und Portugals (blau)
    Iberische Union (1640) Gebiete Spaniens (rot) und Portugals (blau)

18. Jahrhundert

In den Kriegen des 18. Jahrhunderts, die von den Großmächten häufig zur Aufrechterhaltung des europäischen Gleichgewichts geführt wurden, standen Spanien und Portugal in der Regel auf entgegengesetzten Seiten. Die Portugiesen waren wieder mit England bzw. mit Großbritannien verbündet, während sich Spanien durch den Pacte de Famille mit Frankreich verbündete. Im Jahr 1762, während des Siebenjährigen Krieges, unternahm Spanien eine erfolglose Invasion in Portugal, welche von englisch-portugiesischen Truppen abgewehrt wurden. Das 18. Jahrhundert sah auch den voranschreitenden Niedergang von Portugal und Spanien als Weltmächte, auch wenn beide weiterhin große Kolonialgebiete kontrollierten. Es kam 1776–1777 zu einem weiteren Spanisch-Portugiesischen Krieg um die Herrschaft über Uruguay in Südamerika, den Spanien für sich entscheiden konnte.

19. Jahrhundert

Der Orangen-Krieg war ein kurzer Konflikt im Jahr 1801, in dem spanische Streitkräfte auf Betreiben der französischen Regierung und mit Unterstützung des revolutionäre Frankreichs in Portugal einmarschierten. Er war ein Vorläufer der Napoleonische Kriege auf der Iberischen Halbinsel, führte zum Vertrag von Badajoz, zum Verlust portugiesischer Gebiete, insbesondere von Olivenza, und bereitete der späteren vollständigen Besetzung der iberischen Halbinsel durch französische Truppen den Weg. Im Jahr 1807 marschierten der spanische König und seine französischen Verbündeten in Portugal ein, wobei sie eine Route durch spanisches Gebiet benutzten. Die Franzosen beschlossen jedoch, beide Länder anzuschließen, stürzten den spanischen König und zwangen die portugiesische Königsfamilie zur Flucht in die portugiesische Kolonie Brasilien. Spanier und Portugiesen verbündeten sich daraufhin zum ersten Mal seit Jahrhunderten wieder und vertrieben die Franzosen 1813 mit der Unterstützung einer britischen Armee unter Sir Arthur Wellesley nach einem langen, brutalen und siegreichen Guerillakrieg aus den beiden Ländern. Spanien und Portugal verloren kurz nach dem Ende des Napoleonischen Kriege ihre amerikanischen Kolonien, was ihre globale Macht stark schwächte.

Seit dem 20. Jahrhundert

Mit ihrem Verlust der meisten Kolonialgebiete und der anhaltenden wirtschaftlichen Unterentwicklung wurde im 20. Jahrhunder klar, dass beide Staaten der iberischen Halbinsel den Anschluss an die Moderne verloren hatten. In den 1930er Jahren entstanden in beiden Ländern ähnliche rechtsgerichtete, autoritäre und nationalistische Regime, die als Klerikalfaschistisch bezeichnet wurden. In Portugal errichtete António de Oliveira Salazar 1933 seinen Estado Novo. 1936 begann Francisco Franco eine Rebellion gegen die spanische Regierung, und nach drei Jahren Bürgerkrieg triumphierten seine Nationalisten.[1] Salazar unterstützte im Bürgerkrieg Franco und die portugiesische Legion Viriato kämpfte auf Seite Francos. Salazar und Franco wurden enge Verbündete und schlossen im März 1939 den Iberischen Block als gegenseitigen diplomatischen Pakt.[5] Beide betonten regelmäßig ihre Gemeinsamkeiten, auch wenn sie auf Unabhängigkeit bedacht waren. Beide Staaten blieben im Zweiten Weltkrieg neutral, auch wenn Spanien sich enger an NS-Deutschland anlehnte. Auch Portugal unterhielt Kontakte zu den Nazis und belieferte es mit vielen wichtigen Rohstoffen wie Wolfram. Aufgrund des Bündnisses, das Portugal im 14. Jahrhundert mit England geschlossen hatte, belieferte es auch Großbritannien mit allen möglichen Produkten im Krieg. Später im Krieg stimmte das Regime des Estado Novo der Verpachtung der Azoren als Stützpunkt für alliierte Operationen in Europa zu, an denen auch Hitler interessiert war.[6]

Der Zweite Weltkrieg ging 1945 zu Ende und mit dem Sieg der Alliierten wurde eine neue Ordnung in Europa geschaffen. Portugal und Spanien waren zwar keine demokratischen Staaten, aber da Portugal als Gründungsmitglied der NATO angehörte, war es weniger isoliert als Spanien, das aufgrund seiner engen Beziehungen zu den Achsenmächten während des Zweiten Weltkriegs nicht der NATO beitreten durfte. Der NATO-Beitritt Portugals warf Fragen hinsichtlich seiens Pakts mit Spanien auf, der jedoch weitergeführt und verlängert wurde. Beide Staaten blieben in der Frühphase des Kalten Krieges enge Verbündete gegen den Kommunismus, die autoritäre Regierungsweise behinderte jedoch die europäische Integration beider Länder. 1974 wurde die Diktatur des Estado Novo durch die Nelkenrevolution beendet. Diese gab auch Impulse für die Demokratisierung Spaniens im Jahre 1975 nach dem Tod von Francisco Franco. Nach der Demokratisierung wurde der vorherige Iberische Pakt durch ein 1977 unterzeichnetes Freundschafts- und Kooperationsabkommen zwischen beiden Ländern ersetzt.[7] Die beiden Staaten gaben ihren verbliebenen Kolonien die Unabhängigkeit, liberalisierten ihre Volkswirtschaften und begannen mit dem Prozess der Bewerbung um die Mitgliedschaft in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Im Jahr 1986 traten sie zusammen der Wirtschaftsgemeinschaft bei, der heutigen Europäische Union. Spanien konnte nach der Demokratisierung 1982 außerdem seinen Beitritt zur NATO nachholen.

Im Rahmen der Europäischen Union etablierten beide Länder exzellente Beziehungen. Diese engen Beziehungen wurden besonders durch ähnliche Regierungen gefördert, wie die konservativen Regierungen von José María Aznar und José Manuel Barroso und die sozialdemokratischen Regierungen von José Luis Rodríguez Zapatero und José Sócrates sowie von Pedro Sánchez und António Costa. Die Eurokrise ab 2010 traf beide Länder schwer und sorgte in Madrid und Lissabon für große Unzufriedenheit mit der von den Nordeuropäern verordneten Austeritätspolitik, die als Bevormundung empfunden wurde. In Reaktion darauf kam es ab 2016 zu den jährlichen Treffen der EU-Südstaaten.[8] Am 28. Oktober 2021 unterzeichneten Portugal und Spanien anlässlich des 32. iberischen Gipfels in Trujillo zwischen den Regierungen von Pedro Sánchez und António Costa einen neuen Freundschafts- und Kooperationsvertrag, der den 1977 unterzeichneten Vertrag erneuert (wenn auch nicht aufhebt).[9]

Kulturbeziehungen

Die Flaggen von Spanien und Portugal bei einem Volleyballspiel

Trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten die auf gemeinsamen lateinisch-romanischen und römisch-katholischen Wurzeln beruhen, bestehen zwischen Portugal und Spanien wesentliche Unterschiede in den Bereichen Kultur, Architektur, Küche und Nationalcharakter. Im Vergleich von Spanisch und Portugiesisch sind beide Sprachen zwar begrenzt gegenseitig verständlich, es bestehen jedoch bedeutende Unterschiede in der Aussprache. Eine besondere Ähnlichkeit weist das Portugiesische mit dem Galicischen auf, das in der nordwestspanischen Region Galicien gesprochen wird, der spanischen Region mit der größten kulturellen und sprachlichen Ähnlichkeit zu Portugal (siehe Galicisch-portugiesische Sprache). Die wiederholten Versuche Spaniens, sein Nachbarland zu kontrollieren, hat bei den Portugiesen den Wunsch geweckt, eine gewisse Distanz zum großen Nachbarn zu wahren und die eigene Identität zu betonen. Das Spanische ist deshalb auch nicht sehr weit als Fremdsprache in Portugal verbreitet und eine Gleichsetzung beider Sprachen und Kulturen gilt als unhöflich.[10][11]

Migration

In Spanien lebten 2023 knapp 195.000 Portugiesen[12] und in Portugal halten sich knapp 20.000 Spanier (2022) auf.[13]

Sport

Sportler beider Nationen sind häufig gegeneinander angetreten. Im Fußball besteht eine Art Rivalität zwischen der portugiesischen und spanischen Nationalmannschaft. Zahlreiche Fußballstars Portugals wie Cristiano Ronaldo, Deco oder Luís Figo haben in Spanien gespielt, während auch einige spanische Spieler wie Iker Casillas für portugiesische Topklubs wie den FC Porto gespielt haben.

Im Jahr 2009 bewarben sich die beiden Länder erfolglos gemeinsam um die Ausrichtung der Fussball-Weltmeisterschaft 2018 und 2022. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 wurde schließlich von der FIFA 2024 an eine gemeinsame Bewerbung von Spanien, Portugal und Marokko vergeben.[14]

Wirtschaftsbeziehungen

Beide Länder gehören der Eurozone und dem europäischen Wirtschaftsraum an. Spanien und Portugal verbinden eine Reihe wirtschaftlicher Gemeinsamkeiten, wie ein Fokus auf den Dienstleistungssektor und den Tourismus. Sie wurden auch beide von der europäischen Schuldenkrise ab 2010 getroffen, auch wenn sich die Wirtschaft in den 2020er Jahren inzwischen erholt hat.[15] Zwischen beiden Ländern besteht ein gemeinsamer Strommarkt und beide Länder arbeiten eng beim Ausbau erneuerbarer Energien in der Grenzregion zusammen, darunter auch bei grünem Wasserstoff. Beide Länder wollen auch ihre Grenzregionen durch Infrastrukturprojekte noch besser verbinden.[16] Das bilaterale Handelsvolumen lag 2022 bei 55,5 Milliarden Euro (2000 lag es noch bei 17 Milliarden). Damit ist Spanien für Portugal der mit Abstand wichtigsten Handelspartner und der Handel mit Spanien hat einen Anteil von fast einem Viertel (23 Prozent) am Bruttoinlandsprodukt Portugals.[17] Spanien ist auch der führende ausländische Investor im Land.[18]

Grenze zwischen beiden Staaten

Grenzverlauf Portugal-Spanien

Beide Länder haben eine knapp 1200 Kilometer lange Grenze, welche nahezu identisch mit der im Vertrag von Alcañices (1297) festlegten Grenze ist. Da beide Länder Teil des Schengen-Raums sind, gibt es keinerlei Grenzkontrollen mehr. An der portugiesisch-spanischen Grenze gibt es einen ungelösten Territorialstreit um die Gemeinde Olivenza (portugiesisch: Olivença)[19] und die kleinere Gemeinde Táliga, die beide derzeit als Teil der spanischen Provinz Badajoz in der autonomen Gemeinschaft Extremadura verwaltet werden. Olivenza stand seit 1297 ununterbrochen unter portugiesischer Souveränität, bis es 1801 von Spanien besetzt und später im selben Jahr durch den Vertrag von Badajoz offiziell von Portugal abgetreten wurde. Spanien beansprucht die rechtliche Souveränität über Olivenza mit der Begründung, dass der Vertrag von Badajoz immer noch gilt und nie widerrufen wurde.

Portugal beansprucht dagegen die Souveränität über Olivenza/Olivença mit der Begründung, dass der Vertrag von Badajoz durch seine eigenen Bestimmungen aufgehoben wurde (die besagten, dass die Verletzung eines seiner Artikel zu seiner Annullierung führen würde). Dies sei erfolgt, als Spanien im 1807 in Portugal einmarschierte, und vor allem aufgrund der Tatsache, dass Spanien 1815 die Bestimmungen des Wiener Kongress akzeptierte, der Olivenza nach Ansicht Portugals als portugiesisches Gebiet anerkennt.

Es gibt auch Unklarheiten hinsichtlich des genauen Verlaufs der Ausschließlichen Wirtschaftszonen beider Staaten. So im Gebiet der Ilhas Selvagens. Im Laufe der Jahre haben die portugiesischen Behörden in diesem Gebiet einige spanische Fischerboote und deren Besatzung wegen illegalen Fischfangs beschlagnahmt.[20]

Mögliche Vereinigung beider Länder

Hauptartikel: Paniberismus

Die Vereinigung der Iberischen Halbinsel wurde über Jahrhundert mit militärischen und diplomatischen Mitteln versucht, scheiterte jedoch immer. Einer Umfrage aus dem Jahre 2007 zufolge würden 40 % der Spanier und 30 % der Portugiesen einen solchen Zusammenschluss befürworten.[21] Eine andere Idee ist der Anschluss der Region Galicien an Portugal, um den Westen Iberiens zu vereinen, welche allerdings auf beiden Seiten nicht ernsthaft verfolgt wird.

Diplomatische Standorte

  • Portugiesische Botschaft in Madrid
    Portugiesische Botschaft in Madrid
  • Portugiesisches Generalkonsulat in Barcelona
    Portugiesisches Generalkonsulat in Barcelona
  • Spanische Botschaft in Lissabon
    Spanische Botschaft in Lissabon

Weblinks

Commons: Portugiesisch-spanische Beziehungen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e A Short History of Spain and Portugal. Stanford University, abgerufen am 19. Mai 2024 (englisch). 
  2. a b Thomas Frenz: Spanien und Portugal im Mittelalter. Universität Passau, 2010, abgerufen am 19. Mai 2024. 
  3. deutschlandfunk.de: Vor 525 Jahren - Die Aufteilung der "Neuen Welt" im Vertrag von Tordesillas. Abgerufen am 19. Mai 2024. 
  4. deutschlandfunk.de: 350 Jahre "Frieden von Lissabon" - Portugals Unabhängigkeit von Spanien. Abgerufen am 19. Mai 2024. 
  5. A. H. de Oliveira Marques: Geschichte Portugals und des portugiesischen Weltreichs., Kröner-Verlag, Stuttgart 2001, S. 562
  6. The Strategical Importance of the Azores in WW2. Abgerufen am 19. Mai 2024 (englisch). 
  7. John Chipman: NATO's Southern Allies: Internal and External Challenges. Routledge, 2004, ISBN 978-1-134-98774-0, S. 117 (google.de [abgerufen am 19. Mai 2024]). 
  8. Zweites Gipfeltreffen der EU-Südstaaten begonnen. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. Januar 2017, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 19. Mai 2024]). 
  9. Álvaro Rubio: Cumbre hispano-portuguesa: Costa considera a Extremadura «estratégica» para las conexiones por tren con España. 28. Oktober 2021, abgerufen am 19. Mai 2024 (spanisch). 
  10. Wirtschaftswoche: Knigge: Stilblüten und Fettnäpfchen in Spanien und Portugal. 16. Januar 2009, abgerufen am 19. Mai 2024. 
  11. Portugiesen und Spanier - seltsame iberische Nachbarn. Abgerufen am 19. Mai 2024 (deutsch). 
  12. Ausländer in Spanien (2023) S. 17
  13. Sefstat 2022. Abgerufen im 1. Januar 1 
  14. WM 2030 auf drei Kontinenten: Sechs Länder als Gastgeber. 6. Oktober 2023, abgerufen am 19. Mai 2024. 
  15. Kleines Wirtschaftswunder - Boom der Südländer | Cicero Online. Abgerufen am 19. Mai 2024. 
  16. Spanien und Portugal kooperieren bei Infrastruktur und Forschung | Wirtschaftsumfeld | Spanien | Infrastruktur. Abgerufen am 19. Mai 2024 (deutsch). 
  17. Portugal stützt sich zunehmend auf Spanien. Abgerufen am 19. Mai 2024. 
  18. Foreign direct investment (FDI) in Portugal - International Trade Portal. Abgerufen am 19. Mai 2024 (englisch). 
  19. José RIBEIRO E. CASTRO: Parlamentarische Anfrage | Der Fall Olivença (Portugal/Spanien) und der Fall "Ponte da Ajuda" | E-1298/2003 | Europäisches Parlament. Abgerufen am 19. Mai 2024. 
  20. Wayback Machine. Abgerufen am 19. Mai 2024. 
  21. Der Traum vom Lande Iberia - WELT. 18. November 2011, abgerufen am 19. Mai 2024. 
Portugal
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