Peanuts

Dieser Artikel behandelt den Begriff im Sinne von „Kleinigkeiten“. Zu anderen Bedeutungen siehe Peanuts (Begriffsklärung).
Künstlerische Auseinandersetzung mit der Peanuts-Affäire durch Sabine Krämer-Schramm an der East Side Gallery

Peanuts (englisch für Erdnüsse) ist in der englischen (und seit einigen Jahren auch deutschen) Umgangssprache ein Ausdruck für Kleinigkeiten oder unbedeutende Geldsummen. Das Wort wurde 1994 zum deutschen Unwort des Jahres erklärt.

Hilmar Kopper, damaliger Vorstandssprecher der Deutschen Bank AG, benutzte den Ausdruck „Peanuts“ im Zuge der Insolvenz des Immobilienunternehmers Jürgen Schneider für offene Handwerkerrechnungen im Wert von 50 Millionen DM (inflationsbereinigt heute ca. 42,7 Millionen Euro), die die Deutsche Bank bezahlen wolle.[1][2] Diese Zahl setzte Kopper in Relation zu den gesamten Forderungen in Höhe von 5 Milliarden DM (inflationsbereinigt heute ca. 4,3 Milliarden Euro). Die unbezahlten Handwerkerrechnungen entsprachen zwar augenscheinlich nur einem Prozent der Gesamtsumme beliehener, existierender Immobilien, waren aber für die zahlreichen, meist kleinen Betriebe von existentieller Bedeutung und führten zu Insolvenzen mit Arbeitsplatzverlusten.

Weiterverwendung

Die Tarifverhandlungen im Jahr 1996 für die Beschäftigten im Bank- und Versicherungsgewerbe stellte die damalige Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) in Anspielung auf Koppers Äußerungen unter das Motto „Peanuts für alle, bar auf die Kralle“.

Carlo Rola inszenierte 1996 unter dem Titel Peanuts – Die Bank zahlt alles den Skandal um Jürgen Schneider als Filmsatire mit Ulrich Mühe in der Hauptrolle.

Für die Werbekampagne „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ließ sich Hilmar Kopper auf einem Berg Erdnüsse ablichten.[3][4][5]

Vorgeschichte

Der Ausdruck „peanuts“ hatte sich nach der Lockheed-Affäre in den 1970er Jahren im englischen Sprachraum verbreitet. Es handelte sich dabei um einen internationalen Schmiergeld-Skandal, in den höchste Kreise mehrerer Länder verwickelt waren. „Peanuts“ (Erdnüsse) war dabei ein Codewort für bestimmte Geldbeträge.

„One hundred peanuts' stand für 100 Millionen Yen (ca. 850 000 Mark). […] Ein anderer Lockheed-Vertrauter, Hiroshi Itoh, quittierte am 9. August 1973: 'Ich bestätige den Empfang von einhundert Erdnüssen', was, so Buchprüfer Findley, tatsächlich 100 Millionen Yen (850.000 Mark) waren.“

Der Spiegel[6]

Einzelnachweise

  1. Focus.de: Jürgen Schneider – Die „Peanuts“-Pleite, abgerufen am 28. Februar 2014
  2. Jens Koch: Die Patronatserklärung. Mohr Siebeck, 2005, ISBN 978-3-16-148674-6 (google.de [abgerufen am 19. März 2023]). 
  3. manager magazin: Hilmar Kopper: Zum 65. nochmal in turbulente Zeiten. Abgerufen am 19. März 2023. 
  4. Banker-Geburtstag: "Mr. Peanuts" hängt an der Macht. In: Der Spiegel. 10. März 2005, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 19. März 2023]). 
  5. "FAZ"-Anzeigen: Schöner verstecken zu Werbezwecken / "FAZ"-Werbemotive: Die Klugen und die Köpfe (Memento vom 19. November 2011 im Internet Archive)von Martin U. Müller auf Spiegel.de, Stand: 17. November 2011
  6. „Das sind Brüder, kann ich Ihnen sagen“, Der Spiegel 8/1976, 16. Februar 1976.
Unwörter des Jahres Deutschlands der Gesellschaft für deutsche Sprache (bis 1994) und der „Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres“ (ab 1995)

1991 Ausländerfrei | 1992 Ethnische Säuberung | 1993 Überfremdung | 1994 Peanuts | 1995 Diätenanpassung | 1996 Rentnerschwemme | 1997 Wohlstandsmüll | 1998 Sozialverträgliches Frühableben | 1999 Kollateralschaden | 2000 National befreite Zone | 2001 Gotteskrieger | 2002 Ich-AG | 2003 Tätervolk | 2004 Humankapital | 2005 Entlassungsproduktivität | 2006 Freiwillige Ausreise | 2007 Herdprämie | 2008 Notleidende Banken | 2009 Betriebsratsverseucht | 2010 Alternativlos | 2011 Döner-Morde | 2012 Opfer-Abo | 2013 Sozialtourismus | 2014 Lügenpresse | 2015 Gutmensch | 2016 Volksverräter | 2017 Alternative Fakten | 2018 Anti-Abschiebe-Industrie | 2019 Klimahysterie | 2020 Corona-Diktatur und Rückführungspatenschaften | 2021 Pushback | 2022 Klimaterroristen | 2023 Remigration

Unwort des 20. Jahrhunderts: Menschenmaterial