Frobenius-Reziprozität

Frobenius-Reziprozität ist ein Begriff aus dem mathematischen Gebiet der Darstellungstheorie. Er setzt induzierte Darstellungen und die Einschränkung von Darstellungen miteinander in Beziehung.

Die Frobenius-Reziprozität sagt uns einerseits, dass die Abbildungen Res {\displaystyle {\text{Res}}} und Ind {\displaystyle {\text{Ind}}} adjungiert zueinander sind. Betrachten wir andererseits mit W {\displaystyle W} eine irreduzible Darstellung von H {\displaystyle H} und sei V {\displaystyle V} eine irreduzible Darstellung von G , {\displaystyle G,} dann erhalten wir mit der Frobenius-Reziprozität außerdem, dass W {\displaystyle W} so oft in Res ( V ) {\displaystyle {\text{Res}}(V)} enthalten ist wie Ind ( W ) {\displaystyle {\text{Ind}}(W)} in V . {\displaystyle V.}

Sie ist nach Ferdinand Georg Frobenius benannt.

Notation

Mit Hilfe der Einschränkung (engl.: restriction) kann man aus einer Darstellung ϕ {\displaystyle \phi } einer Gruppe G {\displaystyle G} eine Darstellung Res ( ϕ ) {\displaystyle {\text{Res}}(\phi )} einer Untergruppe H {\displaystyle H} erhalten. Umgekehrt kann man aus einer gegebenen Darstellung ψ {\displaystyle \psi } einer Untergruppe H {\displaystyle H} die sogenannte induzierte Darstellung Ind ( ψ ) {\displaystyle {\text{Ind}}(\psi )} der ganzen Gruppe G {\displaystyle G} erhalten.

Für Darstellungen und ihre Charaktere wie auch allgemeiner für Klassenfunktionen ist ein Skalarprodukt definiert. Die allgemeine Form der Frobeniusreziprozität verwendet das Skalarprodukt von Klassenfunktionen.

Frobenius-Reziprozität

Sei G {\displaystyle G} eine endliche Gruppe und H G {\displaystyle H\subset G} eine Untergruppe. Seien ψ C class ( H ) {\displaystyle \psi \in \mathbb {C} _{\text{class}}(H)} φ C class ( G ) {\displaystyle \varphi \in \mathbb {C} _{\text{class}}(G)} Klassenfunktionen, dann gilt

ψ , Res φ H = Ind ψ , φ G {\displaystyle \langle \psi ,{\text{Res}}\varphi \rangle _{H}=\langle {\text{Ind}}\psi ,\varphi \rangle _{G}}

Die Aussage gilt insbesondere für das Skalarprodukt von Charakteren von Darstellungen.

Beweis

Da sich jede Klassenfunktion als Linearkombination irreduzibler Charaktere schreiben lässt, und , {\displaystyle \langle \cdot ,\cdot \rangle } eine Bilinearform ist, können wir ohne Einschränkung ψ {\displaystyle \psi } bzw. φ {\displaystyle \varphi } als Charakter einer irreduziblen Darstellung von H {\displaystyle H} in W {\displaystyle W} bzw. von G {\displaystyle G} in V {\displaystyle V} annehmen. Wir setzen ψ ( s ) = 0 {\displaystyle \psi (s)=0} für s G H . {\displaystyle s\in G\setminus H.}
Dann gilt:

Ind ( ψ ) , φ G = 1 | G | t G Ind ( ψ ) ( t ) φ ( t 1 ) = 1 | G | t G 1 | H | s G s 1 t s H ψ ( s 1 t s ) φ ( t 1 ) = 1 | G | 1 | H | t G s G ψ ( s 1 t s ) φ ( ( s 1 t s ) 1 ) = 1 | G | 1 | H | t G s G ψ ( t ) φ ( t 1 ) = 1 | H | t G ψ ( t ) φ ( t 1 ) = 1 | H | t H ψ ( t ) φ ( t 1 ) = 1 | H | t H ψ ( t ) Res ( φ ) ( t 1 ) = ψ , Res ( φ ) H {\displaystyle {\begin{aligned}\langle {\text{Ind}}(\psi ),\varphi \rangle _{G}&={\frac {1}{|G|}}\sum _{t\in G}{\text{Ind}}(\psi )(t)\varphi (t^{-1})\\&={\frac {1}{|G|}}\sum _{t\in G}{\frac {1}{|H|}}\sum _{s\in G \atop s^{-1}ts\in H}\psi (s^{-1}ts)\varphi (t^{-1})\\&={\frac {1}{|G|}}{\frac {1}{|H|}}\sum _{t\in G}\sum _{s\in G}\psi (s^{-1}ts)\varphi ((s^{-1}ts)^{-1})\\&={\frac {1}{|G|}}{\frac {1}{|H|}}\sum _{t\in G}\sum _{s\in G}\psi (t)\varphi (t^{-1})\\&={\frac {1}{|H|}}\sum _{t\in G}\psi (t)\varphi (t^{-1})\\&={\frac {1}{|H|}}\sum _{t\in H}\psi (t)\varphi (t^{-1})\\&={\frac {1}{|H|}}\sum _{t\in H}\psi (t){\text{Res}}(\varphi )(t^{-1})\\&=\langle \psi ,{\text{Res}}(\varphi )\rangle _{H}\end{aligned}}}

Dabei haben wir nur die Definition der Induktion auf Klassenfunktionen eingesetzt und die Eigenschaften der Charaktere ausgenutzt. {\displaystyle \Box }

Alternativer Beweis

In der alternativen Beschreibung der induzierten Darstellung über die Gruppenalgebra, ist die Frobeniusreziprozität ein Spezialfall der Gleichung für den Wechsel zwischen Ringen:

Hom C [ H ] ( W , U ) = Hom C [ G ] ( C [ G ] C [ H ] W , U ) . {\displaystyle {\text{Hom}}_{\mathbb {C} [H]}(W,U)={\text{Hom}}_{\mathbb {C} [G]}(\mathbb {C} [G]\otimes _{\mathbb {C} [H]}W,U).}

Diese Gleichung ist per definitionem äquivalent zu

W , Res ( U ) H = W , U H = Ind ( W ) , U G . {\displaystyle \langle W,{\text{Res}}(U)\rangle _{H}=\langle W,U\rangle _{H}=\langle {\text{Ind}}(W),U\rangle _{G}.}

Und da diese Bilinearform mit der Bilinearform auf den dazugehörigen Charakteren übereinstimmt, folgt der Satz ganz ohne Nachrechnen. {\displaystyle \Box }

Frobenius-Reziprozität für kompakte Gruppen

Die Frobenius-Reziprozität überträgt sich mit der modifizierten Definition des Skalarproduktes und der Bilinearform auf kompakte Gruppen, wobei der Satz anstatt für Klassenfunktionen hier für quadratisch integrierbare Funktionen auf G {\displaystyle G} gilt und die Untergruppe H {\displaystyle H} abgeschlossen sein muss.

  • Frobenius reciprocity (nLab)