Fréchet-Metrik

Fréchet-Metrik (nach Maurice René Fréchet) ist ein Begriff aus der Funktionalanalysis. Sie stellt eine Verbindung zwischen Metrik und Norm her.

Definition

Sei V {\displaystyle V} ein beliebiger reeller oder komplexer Vektorraum. Eine Fréchet-Metrik ist eine Funktion ϱ : V R {\displaystyle \varrho \colon V\to \mathbb {R} } , die für x , y V {\displaystyle x,y\in V} folgende Bedingungen erfüllt:

  1. ϱ ( x ) = ϱ ( x ) {\displaystyle \varrho (x)=\varrho (-x)}
  2. ϱ ( x ) 0 {\displaystyle \varrho (x)\geq 0} , wobei ϱ ( x ) = 0 x = 0 {\displaystyle \varrho (x)=0\iff x=0}
  3. ϱ ( x + y ) ϱ ( x ) + ϱ ( y ) {\displaystyle \varrho (x+y)\leq \varrho (x)+\varrho (y)}

Das heißt, ϱ {\displaystyle \varrho } ist symmetrisch, nichtnegativ und erfüllt die Dreiecksungleichung.

Beispiele

  • Jede Norm x x {\displaystyle x\mapsto \|x\|} auf V {\displaystyle V} ist eine Fréchet-Metrik, denn {\displaystyle \|\cdot \|} erfüllt offensichtlich die Bedingungen (2) und (3). Die Gültigkeit von (1) folgt aus der Homogenität von Normen. Die Umkehrung gilt jedoch nicht: Beispielsweise ist für V = R n {\displaystyle V=\mathbb {R} ^{n}} die Fréchet-Metrik
    ϱ ( x ) := | x | 1 + | x | {\displaystyle \varrho (x):={\frac {|x|}{1+|x|}}}
    keine Norm, da sie nicht homogen ist.
  • Ist ( p k ) k N {\displaystyle (p_{k})_{k\in \mathbb {N} }} eine abzählbare Familie von Halbnormen auf dem Vektorraum V {\displaystyle V} mit der Eigenschaft
    p k ( x ) = 0 {\displaystyle p_{k}(x)=0\,} für alle k N x = 0 , {\displaystyle k\in \mathbb {N} \Longrightarrow x=0,}
    dann wird durch
    ϱ ( x ) = k N 1 2 k p k ( x ) 1 + p k ( x ) {\displaystyle \varrho (x)=\sum _{k\in \mathbb {N} }{\frac {1}{2^{k}}}{\frac {p_{k}(x)}{1+p_{k}(x)}}}
    eine Fréchet-Metrik definiert, die dieselbe Topologie erzeugt wie die Familie von Halbnormen.
  • Die L p {\displaystyle L^{p}} -Räume für 0 < p < 1 {\displaystyle 0<p<1} ausgestattet mit der Fréchet-Metrik
    ϱ p ( f ) := Ω f ( x ) p d μ ( x ) {\displaystyle \varrho _{p}(f):=\int _{\Omega }\left\|f(x)\right\|^{p}\,\mathrm {d} \mu (x)}
    sind Beispiele für im Allgemeinen nicht lokalkonvexe Räume.[1]

Anwendungen

  • Durch eine Fréchet-Metrik kann in einem Vektorraum eine Metrik definiert werden vermöge d ( x , y ) := ϱ ( x y ) {\displaystyle d(x,y):=\varrho (x-y)} . Dass die so definierte Abbildung eine Metrik ist, folgt direkt aus der Definition der Fréchet-Metrik.
  • Umgekehrt gilt: Jede Metrik d {\displaystyle d} auf einem Vektorraum, die translationsinvariant ist, d. h. d ( x + c , y + c ) = d ( x , y ) {\displaystyle d(x+c,y+c)=d(x,y)} , entsteht durch genau eine solche Fréchet-Metrik.
  • Ein (Hausdorffscher) topologischer Vektorraum besitzt genau dann eine Fréchet-Metrik, die seine Topologie erzeugt, wenn er erstabzählbar ist.
  • Wenn ein (reeller oder komplexer) Vektorraum mit Fréchet-Metrik die zusätzlichen Eigenschaften hat, dass er vollständig ist und dass die Topologie dieses Vektorraums lokalkonvex ist, dann handelt es sich um einen Fréchet-Raum.

Literatur

  • H. W. Alt: Lineare Funktionalanalysis. 4. Aufl., Springer, Berlin 2002, ISBN 3-540-43947-1.

Einzelnachweise

  1. H. W. Alt: Lineare Funktionalanalysis. Eine anwendungsorientierte Einführung. 6. Auflage. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-642-22260-3, Kapitel 2. Teilmengen von Funktionenräumen, U2.11, S. 140.